Jika-Rig: DIREKT und fängig aus Fernost - BLINKER (2024)

Für eine noch bessere Köderpräsentation und mehr Raubfischfänge lassen sich innovative Spinnfischer immer wieder etwas Neues einfallen. Johannes Dietel gibt Einblicke in eine der modernsten Formen der Finesse-Angelei – das Jika-Rig.

Ich unterteile die Finesse-Rigs in „Haupt-“ und „Schatten“-Rigs, also in solche, die sich inzwischen flächendeckend durchgesetzt haben und andere, die noch nicht so bekannt geworden sind. Dropshot-, Texas- und Carolina-Montagen sind die populärsten Finesse-Rigs, die aus der Manege der heimischen Raubfisch-Dompteure nicht mehr wegzudenken sind. Eventuell gehört zu dieser Gruppe auch noch das Split­shot-Rig. Aber wie viele Menschen fischen denn wirklich weightless wacky? Oder wie viele Angler kommen ohne Shaky-­Heads nicht mehr klar am Wasser? Und wer bitteschön kann die einzelnen Komponenten des Jika-Rigs aufzählen? Und wer kann erklären, warum man diese Montage neben Cheburashkas ebenfalls in petto haben muss? Ich habe mich auf die Suche nach Jika-Spezialisten begeben, bin dabei in Berlin, Lübeck sowie Japan fündig geworden. Und ich habe mich von ihnen in die Geheimnisse dieser Technik einweihen lassen.

Jika-Rig: DIREKT und fängig aus Fernost - BLINKER (1)

Bild: BLINKER/J. Dietel

Johannes Dietel hat sich von der Fängigkeit des Jika-Rigs überzeugt.

Jika-Rig bedeutet „Direktes Rig“

Das japanische „Jika“ wird bei uns mit „direkt“ übersetzt. Das passt ganz gut, weil das Blei bei dieser Montage tatsächlich direkt vor dem Haken sitzt: Ein Offset-Haken wird über einen Spreng­ring mit einem Blei und einem Wirbel zusammengeschaltet. Generell kann man Bleie jeder Form am Sprengring anbringen, solange sie mit einem Öhr ausgestattet sind.

Das klassische Jika-Blei ist jedoch ein Stab-Blei, das sich besonders gut macht, wenn man den Köder durch Seerosen, versunkenes Holz oder dichte Krautmatten zupfen muss. Weil sich die Montage beim Absinken streckt, kommt man mit dem Rig selbst durch kleinste Lücken in den Hindernissen.

Außerdem bewegt sich der Köder freier als wenn das Gewicht wie beim Jigkopf fest auf dem Haken sitzen würde. Als Köder haben sich vor allem Krebse, Larven, Pintails (schlanke Gummifische mit Nadelschwanz) und Würmer mit Twister- oder Schaufelschwanz bewährt.

Jika-Rig: DIREKT und fängig aus Fernost - BLINKER (2)

Bild: BLINKER/J.Dietel

Dreierlei: Gewicht, Ring und Haken reichen.

6 Tipps zur Jika-Rig Köderführung

  1. Das Rig kann fast auf der Stelle arbeiten. Um den Köder am Punkt zu halten und zittern zu lassen, schlägt man nur ganz leicht in die lose Schnur.
  2. Durch die V-förmige Anordnung bewegt sich das Duo aus Blei und Köder auch sehr schön, wenn man es mit ganz kurzen Zupfern über den Grund hoppeln lässt. Dazu geht die Rutenspitze in die 10-Uhr-Position und ruckt ein paar Zentimeter nach oben.
  3. Wenn die Fische eine aggressivere Präsentation wünschen, kann man das Jika-Rig auch in kurzen und steilen Sprüngen jiggen. Je dynamischer die Rute angeruckt wird, desto aggressiver fallen die Köderbewegungen aus und erinnern die Fische an einen flüchtenden Krebs oder Kleinfisch.
  4. Anheben und Schütteln: Sehr schön spielt der Köder auch, wenn man die Rute aus der 9-Uhr-Position auf die 10-Uhr-Position anhebt und dabei schüttelt, um den Fall mit einem Absenken der Rutenspitze zu begleiten.
  5. Kurbeln und Schütteln: Die Spezialisten kurbeln die Montage oft auch einfach über Steine und Steinpackungsgeröll und spekulieren sogar darauf, dass das Rig mal in einer Spalte stecken bleibt. Dann wird es freigeschnipst. Oft bekommen sie einen wahnsinnig aggressiven Biss, wenn der Köder aus den Steinen nach oben schießt. Wenn die Fische knapp über dem Grund stehen, bekommt man auch aufs eingekurbelte Jika-Rig Bisse. Noch mehr werden es, wenn man die Rute beim Einholen vibrieren lässt.
  6. Stehen die Fische im tiefen Wasser nicht direkt am Grund, ist auch eine Vertikal-Präsentation erfolgreich, bei der der Köder immer wieder dezent angeschüttelt wird, um dann wieder auspendeln zu dürfen.

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Bild: BLINKER/J. Dietel

Die Rute befindet sich in der Zehn-Uhr-Position. So hat man Raum zum Anhieb und kann den Köder hinterm Blei perfekt „ansprechen“.

Drei Finesse-Spezis packen aus

Barsch-Experte Johannes Dietel traf sich zum Interview mit Max Hinsdorf aus Berlin, Henrik Haack aus Lübeck und Mitsushiro Takeuchi, Chef der Firma „Noike“ aus Osaka. Während der japanische Köderbauer über die Ursprünge und Anwendungsgebiete in Fernost berichtet, geben die beiden Barsch-Cracks Tipps, wie wir mit dem Jika-Rig hierzulande erfolgreich sind.

Der japanische Köderbauer Mitsushiro Takeuchi fängt mit dem Jika-Rig vor allem Schwarzbarsche.

Woher kommt der Name „Jika-Rig“?

Takeuchi san: Auch wenn das Rig in Japan noch relativ neu ist, wurden ihm schon verschiedene Namen verliehen. So genau kann ich das also gar nicht sagen. Jika-Rig, Leaderless Dropshot-Rig, Punchshot-Rig etc. Jika-Rig ist in Japan eher eine Handelsbezeichnung oder Verkaufsmarke. Wir bei Noike nennen es daher Leaderless Dropshot-Rig.

Wer hat es erfunden?

Takeuchi san: Das kann ich ebenfalls nicht genau sagen. Es ist eigentlich aus der Notwendigkeit heraus entstanden und plötzlich nutzten es eine ganze Reihe Angler, weil es entscheidende Vorteile bietet.

Wie populär ist das Rig in Japan?

Takeuchi san: Wenn ich mich zurück­er­innere, hatte es seinen Ursprung beim Angeln in Hindernissen (Cover). Damals war das Texas-Rig das Cover-Rig überhaupt. Das Leaderless Dropshot-Rig – nennen wir es jetzt mal so – bietet aber einen entscheidenden Vorteil: Im Vergleich zum Texas-Rig ist es möglich, das Cover mit leichteren Gewichten zu durchdringen. Dieser Umstand ermöglicht eine viel feinere und unauffälligere Präsentation. Ich würde schätzen, dass in Japan inzwischen fast genauso viele Angler das Leaderless Dropshot-Rig nutzen, wie das Texas-Rig.

Damit hast du meine nächste Frage ja fast schon beantwortet: Was ist der größte Vorteil gegenüber dem Texas-Rig? Kann man beide Systeme überhaupt vergleichen?

Takeuchi san: Der größte Vorteil ist das einfachere Durchdringen des Covers und das leichtere Gewicht beziehungsweise die feinere Montage. Mit dem Jika-Rig lässt sich außerdem der Boden sauberer abtasten, da das von mir genutzte, schlanke Gewicht eine relativ kleine Auflagefläche besitzt. Ein Bullet ist im Vergleich ja rund und die Fläche, die auf dem Boden aufliegt, ist viel größer. Einen Vergleich finde ich schwierig. Ich benutze beide Systeme, da sie jeweils für einen anderen Lauf des Köders sorgen.

Dadurch, dass bei der Leaderless Dropshot-Montage der Gummiköder immer etwas vom Grund abgehoben wird, selbst wenn das Gewicht den Boden berührt, finde ich das Köderspiel hierbei aber schöner. Nachdem ich die Montage angelupft habe, sinkt der Köder außerdem kopfüber ab. Ungefähr so, als wenn ihr bei euch mit Gummifischen am Jig angelt. Am Texas- oder Carolina-Rig, in Kombination mit einem Bullet Weight, bewegt sich und sinkt der Gummiköder ja eher horizontal.

Max: Den größten Trumpf spielt das Jika-Rig in holzigen Gefilden aus. Ich war ziemlich begeistert, als ich es das erste Mal inmitten von versunkenen Bäumen gefischt habe. Die Abrissquote ging gegen Null und mit jedem Wurf habe ich es lieber ins Holz geworfen.

Wie sieht deine Standard-Montage aus?

Takeuchi san: Dropshot Slim – also Gewicht in Stabform, Sprengring, Offsethaken und Wirbel.

Henrik: Ein ovaler Sprengring sorgt für ein noch besseres Köderspiel. Stabgewichte verkanten sich nicht so schnell zwischen Steinen und bleiben auch nicht so einfach in Ästen und Grünzeug hängen.

Max: Ich nutze am liebsten die Birnenform. Sie fliegt wie eine Kanonenkugel.

Wie sieht der ideale Haken für das Leaderless Dropshot-Rig aus?

Takeuchi san: Auf jeden Fall ein klassischer Offset-Haken mit großem Bogen. Mir ist außerdem wichtig, dass er möglichst stabil ist, da direkt an Hindernissen gefischt wird. Scharf sollte er natürlich auch sein. Ich benutze unsere Noike Trap Hooks.

Henrik: Auch bei uns nimmt man am besten nicht zu dünndrahtige Wide Gap-Haken, um der eventuellen Belastung standzuhalten, wenn es gilt, größere Barsche aus dem Cover zu ziehen.

Max: Um es kurz zu machen: Scharf, stabil und passend zum Köder.

Benutzt ihr Gewichte aus Blei oder Tungsten? Warum?

Takeuchi san: Ich verwendete ausschließlich Tungsten, da es über eine hohe Dichte verfügt und wesentlich härter als Blei ist. So ergibt sich bei gleichem Gewicht eine viel kompaktere Montage. Auch kann ich mit Gewichten aus Tungsten den Grund, Steine, Sand, Kanten usw. wesentlich besser wahrnehmen.

Henrik: Auch bei uns ist Tungsten einfach besser.

Max: Mit Tungsten bekommt man weniger Hänger, weil das Gewicht kompakter ist.

Wie sieht die typische Leaderless Dropshot-Rig-Situation aus? Wann setzt du es ein?

Takeuchi san: Grundsätzlich passt es zu jeder Form von Cover, ganz besonders aber zum Fischen im Kraut. Ich komme mit dieser Montage viel einfacher und mit weniger Gewicht bis an den Gewässerboden. Persönlich finde ich auch, dass man die Struktur des Grundes mit keinem anderen Rig so gut „lesen“ kann.

Henrik: Wenn Fische im oder dicht am Cover stehen. Sie sollten sich aber direkt am ausgemachten Spot befinden. Das Jika-Rig ist keine Technik, um Fische zu suchen!

Max: Versunkene Bäume bei festem Gewässergrund, damit das Jika darin nicht versinkt.

Welche Köder fischt ihr am liebsten damit?

Takeuchi san: Die Köderwahl hängt stark davon ab, welche Situationen ich am Gewässer vorfinde und auf was die Fische reagieren. Mein Lieblingsgummi ist der Donkey Boo. Aber auch die Mighty Mama!“, den Noike Wobble Shad in drei oder vier Inch und den Kemnpa nutze ich gerne.

Henrik: Unsere Barsche stehen voll auf Creature Baits. Auch mein Favorit ist daher der Donkey Boo.

Max: Pintails! Die feinen Enden arbeiten am Jika-Rig perfekt.

Welche Ködergröße ist optimal?

Takeuchi san: Das lässt sich so pauschal nicht sagen, da saisonal und situativ eine ganze Reihe von Ködern eingesetzt werden können. Grobe Regel: von drei bis zehn Inch.

Henrik: Beim Barschangeln sind für mich persönlich drei bis vier Inch große Gummis perfekt.

Max: Alles von drei bis fünf Inch.

Wie animierst du das Leaderless Dropshot-Rig? Schnell oder langsam?

Takeuchi san: Das hängt von der Tagesform der Fische ab. Wenn die Schwarzbarsche – oder bei euch beispielsweise die Barsche – sehr aktiv sind, dann führe ich es durchaus schnell. Wenn die Fische andersherum nicht so recht wollen und sich eher passiv verhalten, wird es vorsichtiger und langsam gefischt. Für den Fall, dass ich nahezu überhaupt keine Bisse bekomme, da die Fische einfach nicht fressen, kann man mit einer sehr schnellen und ruckartigen Präsentation immer noch Reaktionsbisse auslösen.

Henrik: Schleifen am Grund oder leichtes Zupfen fängt bei mir die meisten „Jika-Barsche“. Gejiggt wird dann doch eher klassisch mit normalen Jigköpfen.

Max: Am liebsten mit leichten Zupfern in die lose Schnur. Das Blei schleift über den Grund und wirbelt Sediment auf. Ein Pintail wirkt dann wie ein fressendes Fischchen und wäre damit unachtsame leichte Beute.

Welche Schnur benutzt ihr? Geflochtene? Mono? Fluorocarbon?

Takeuchi san: In Japan ist Fluorocarbon als Hauptschnur sehr verbreitet. Nylonschnur würde ich aufgrund der Unterschiede, was die Abriebfestigkeit und die Sensibilität angeht, nicht benutzen. Geflochtene Schnur, wie sie bei euch die meisten verwenden, geht in Verbindung mit einem Fluorocarbon-Vorfach aber natürlich auch.

Henrik: Fluorocarbon aufgrund der Abriebfestigkeit. Wir fischen das Rig ja nahezu ausschließlich zwischen Pflanzen und Holz.

Max: Ganz klar Geflecht, denn es geht nichts über direkte Bissübertragung.

Fischt ihr mit Spinnrute oder Baitcaster? Welche Aktion sollte die Rute haben?

Takeuchi san: Ich denke, ob man nun eine Spinnrute oder eine Baitcaster nutzt, ist schlichtweg Geschmackssache. Ich benutze Casting-Ruten mit Fast oder Med Fast Taper, da sich mit ihnen die Montage schön animieren und der Anhieb gut setzen lässt.

Henrik: Ich nutze eine Baitcasting-Rute. Aber eine Spinning geht natürlich ebenfalls. Meine Rute hat eine Med Fast-Aktion. Die Spitze sollte gefühlvoll sein. Das ermöglicht ein gutes Animieren des Rigs. Wichtig ist ein straffes Rückgrat und ordentlich Power „hintenheraus“, um Fische zur Not schnell aus dem Holz zu ziehen.

Max: Ich nutze eine Spinning in 2,20 Meter mit Spitzenaktion, wie man sie vom normalen Gummifischangeln kennt.

Jika-Rig: DIREKT und fängig aus Fernost - BLINKER (7)

Bild: BLINKER/J. Dietel

Baitcaster oder Stationärrolle?
Das ist Geschmackssache. In jedem Fall wird das Leaderless Dropshot-Rig aus dem Handgelenk heraus animiert.

Das Jika-Rig im Detail

Der Haken und das Blei werden über einen Sprengring miteinander verbunden. Das Rig kann mit einem kleinen Wirbel am Sprengring ergänzt werden. Er verhindert, dass sich im Drill die Schnur aus dem Sprengring drehen kann. Kommt ein Einhänger zum Einsatz, kann auf den Wirbel verzichtet werden.

Jika-Rig: DIREKT und fängig aus Fernost - BLINKER (8)

Jika-Rig Fazit

Die Bezeichnung Jika-Rig ist in Japan mehr Markenname als offizielle Rig-Betitelung. Die Firma Owner verkauft dieses System komplett montiert und hat sich den Namen Jika-Rig schützen lassen. Die offizielle Bezeichnung ist Leaderless Dropshot-Rig oder Punchshot-Rig. Das System wurde ursprünglich erfunden, um schnell durch Krautmatten durchzukommen, unter denen sich die Schwarzbarsche verstecken. Die Montage punktet aber auch beim Beangeln von Steinpackungen oder im Holz. Es ist keine Suchmontage, sondern ein „Kitzel-Rig“, mit dem man die Fische mit subtilen Bewegungen täuschen oder mit aggressiven Bewegungen zu Reaktionsbissen verleiten kann. Die Köderführungsoptionen sind mannigfaltig. Und wenn ein Rig in Japan genauso oft gefischt wird, wie das Texas-Rig, muss was dran sein. Probieren wir’s aus!

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