Ab in die Einöde: Vollgas für "Mad Max"! (2024)

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Vor dem Drehstart des fünften Teils: So treibt Regisseur George Miller mit "Mad Max: The Wasteland" das Actionkino erneut voran

von Oliver Noelle

Veröffentlicht: 30.06.2020

Die Trägerrakete mit dem klangvollen Namen Rodinga Booster zündet im Kofferraum des Wagens und jagt das ansonsten leere Gefährt von null auf 150 km/h. Doch statt geradeaus auf einen Sattelschlepper zu krachen, wie Regisseur George Miller es für seine Action­sequenz geplant hat, macht der Wagen eine unkontrollierte Linkskurve, korrigiert sich selbst nach rechts und rast direkt auf ein Auto zu, in dem Miller mit seinem Kameramann sitzt. „Da kommt sie, ich kann den Rauch sehen. f*ck, sie kommt auf uns zu, fahr schneller!“, hört der Fahrer die beiden rufen und gibt Vollgas. Zum Glück ändert das Raketenauto erneut seine Richtung und donnert durch einen Zaun auf eine Weide, wo es zum Stehen kommt.

Die irre Action in den "Mad Max"-Filmen ist immer echt

Warner Bros. Entertainment Inc.

Angst ums Überleben

Für die erste Verfolgungsjagd seines Debütfilms "Mad Max" (1979) hatte sich der heute 75-jährige ­Miller mit dem Rocket Car – das im Film zu sehen ist – etwas ganz Verrücktes ausgedacht, und es hat ihn fast das Leben gekostet. Der Dreh des australischen Actionfilms war eine Anhäufung von kühnen Visio­nen, aber auch von Chaos und Inkompetenz. „Jeden Tag bist du an den Set gegangen und hast dich gefragt, ob du heute sterben wirst“, verrät Schauspieler Tim Burns im Buch "Miller and Max" (2017). Das Franchise um Ex-Cop Max Rockatansky, der in einer postapokalyptischen Welt ums Überleben kämpft, umfasst bisher vier Filme und lässt sich wohl nur als cineastischer Rock ’n’ Roll beschreiben – die Action ist echt, und zwar auf Teufel komm raus. George Miller hat mit jedem dieser Filme das Actionkino weiterentwickelt – und so wird es auch mit "Mad Max: The Wasteland" sein, dessen Dreh im Herbst 2020 starten wird.

Alles begann 1975 relativ harmlos. Der frühere Notarzt und Filmstudent Dr. George ­Miller hatte eine Idee: „Ich hörte von einem Radiojournalisten, der bei Unfällen der Polizei folgte und Leute interviewte. Das erinnerte mich an meine Zeit im St Vincent’s Hospital Sydney. Ich war verstörtüber die Verletzungen bei Autounfällen und die Art, wie das akzeptiert wurde“, sagt Miller in der Doku "The Madness of Max". Er begann, ein Drehbuch zu schreiben. „Halb fertig damit dachte ich, das funktioniert nicht in der Gegenwart, in der Zukunft könnten wir coolere Autos für die Action nehmen.“ Während der Drehbuchphase schob Miller drei Monate Doppelschichten in einem Krankenwagen, der von Kumpel und Produzent Byron Kennedy gesteuert wurde, und schrieb zwischen den Einsätzen.

Das "Mad Max"-Franchise: Der Plan

Mad Max (1979)

Der Straßenpolizist Max (Mel Gibson) legt sich mit der Motorradgang von Toecutter (Hugh Keays-Byrne) an, nachdem er eines der Mitglieder bei einer Verfolgungsjagd tötete. Toecutter & Co. ermorden Max’ Frau und Kind – Max macht mit seinem schwarzen 1973 Ford Falcon XB GT mit 600 PS und Gebläse auf der Motorhaube (V8 Interceptor) Jagd auf sie.

Mad Max

Mad Max II – Der Vollstrecker (1981)

Der einsam in einer postapokalyptischen Welt vagabundierende Max hilft einer Gruppe von Leuten um Warrior Woman (Virginia Hey) und einen kleinen Jungen. Sie wollen mit ihrem Tanklaster voller lebenswichtigem Benzin vor dem fiesen Humungus (Kjell Nilsson) und seinen Schergen fliehen und eine neue Heimat suchen.

Mad Max II – Der Vollstrecker

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel (1985)

Max (letzter Auftritt für Mel Gibson) führt für die mächtige Aunty Entity (Tina Turner) einen tödlichen Zweikampf gegen ihren Feind Blaster in der Donnerkuppel der barbarischen Stadt Bartertown. Zum Lohn für seinen Sieg wird er allerdings vertrieben. Doch Max kehrt mit ein paar Kindern um die junge Savannah Nix (Helen Buday), die ihn für einen Messias namens Walker halten, zurück nach Bartertown, um Blasters Verbündeten Master zu befreien und im zerstörten Sydney eine neue Gesellschaft aufzubauen.

Mad Max: Fury Road (2015)

Max (Tom Hardy) wird von den War Boys des Fieslings Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne aus "Mad Max") gefangen. Bei der Jagd von Immortan Joe auf Imperator Furiosa (Charlize Theron), die fünf junge Frauen vor ihm retten will, wird Max als lebende Blutkonserve mitgeschleppt – und schließt sich bald Imperator Furiosa an.

Mad Max: Fury Road

Mad Max: The Wasteland

Der fünfte Film der Reihe erzählt die Vorgeschichte von "Mad Max: Fury Road" aus der Sicht von Max. Dabei könnte es um eine Story aus den Comics gehen, in der Max ein junges Mädchen namens Hope (Coco Jack Gillies aus Max’ Visionen in "Mad Max: Fury Road") aus den Händen der bösen Buzzards befreien will.

Mad Max: Furiosa

Der sechste Teil erzählt möglicherweise die Vorgeschichte von "Mad Max: Fury Road" aus der Sicht von Furiosa (Charlize Theron): Sie wurde vor langer Zeit aus dem in "Mad Max: Fury Road" bereits zerstörten Green Place entführt, verlor ihren linken Arm und diente sich bei Immortan Joe hoch. Es heißt, die Rolle der jungen Furiosa erhält Anya Taylor-Joy ("Split").

Mad Max 7

Der Abschlussfilm soll eine Fortsetzung von "Mad Max: Fury Road" sein, in der Max und Imperator Furiosa, jetzt wieder von Charlize Theron gespielt, sich wiedersehen könnten. Ein Happy End für Max ist nach den bisherigen vier Filmen der Reihe – er entschied sich immer dazu, allein weiterzuziehen und sich niemandem anzuschließen – allerdings eher unwahrscheinlich.

Mad Max (1979)

Der Straßenpolizist Max (Mel Gibson) legt sich mit der Motorradgang von Toecutter (Hugh Keays-Byrne) an, nachdem er eines der Mitglieder bei einer Verfolgungsjagd tötete. Toecutter & Co. ermorden Max’ Frau und Kind – Max macht mit seinem schwarzen 1973 Ford Falcon XB GT mit 600 PS und Gebläse auf der Motorhaube (V8 Interceptor) Jagd auf sie.

Mad Max

Mad Max II – Der Vollstrecker (1981)

Der einsam in einer postapokalyptischen Welt vagabundierende Max hilft einer Gruppe von Leuten um Warrior Woman (Virginia Hey) und einen kleinen Jungen. Sie wollen mit ihrem Tanklaster voller lebenswichtigem Benzin vor dem fiesen Humungus (Kjell Nilsson) und seinen Schergen fliehen und eine neue Heimat suchen.

Mad Max II – Der Vollstrecker

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel (1985)

Max (letzter Auftritt für Mel Gibson) führt für die mächtige Aunty Entity (Tina Turner) einen tödlichen Zweikampf gegen ihren Feind Blaster in der Donnerkuppel der barbarischen Stadt Bartertown. Zum Lohn für seinen Sieg wird er allerdings vertrieben. Doch Max kehrt mit ein paar Kindern um die junge Savannah Nix (Helen Buday), die ihn für einen Messias namens Walker halten, zurück nach Bartertown, um Blasters Verbündeten Master zu befreien und im zerstörten Sydney eine neue Gesellschaft aufzubauen.

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel

Mad Max: Fury Road (2015)

Max (Tom Hardy) wird von den War Boys des Fieslings Immortan Joe (Hugh Keays-Byrne aus "Mad Max") gefangen. Bei der Jagd von Immortan Joe auf Imperator Furiosa (Charlize Theron), die fünf junge Frauen vor ihm retten will, wird Max als lebende Blutkonserve mitgeschleppt – und schließt sich bald Imperator Furiosa an.

Mad Max: Fury Road

Mad Max: The Wasteland

Der fünfte Film der Reihe erzählt die Vorgeschichte von "Mad Max: Fury Road" aus der Sicht von Max. Dabei könnte es um eine Story aus den Comics gehen, in der Max ein junges Mädchen namens Hope (Coco Jack Gillies aus Max’ Visionen in "Mad Max: Fury Road") aus den Händen der bösen Buzzards befreien will.

Mad Max: Furiosa

Der sechste Teil erzählt möglicherweise die Vorgeschichte von "Mad Max: Fury Road" aus der Sicht von Furiosa (Charlize Theron): Sie wurde vor langer Zeit aus dem in "Mad Max: Fury Road" bereits zerstörten Green Place entführt, verlor ihren linken Arm und diente sich bei Immortan Joe hoch. Es heißt, die Rolle der jungen Furiosa erhält Anya Taylor-Joy ("Split").

Mad Max 7

Der Abschlussfilm soll eine Fortsetzung von "Mad Max: Fury Road" sein, in der Max und Imperator Furiosa, jetzt wieder von Charlize Theron gespielt, sich wiedersehen könnten. Ein Happy End für Max ist nach den bisherigen vier Filmen der Reihe – er entschied sich immer dazu, allein weiterzuziehen und sich niemandem anzuschließen – allerdings eher unwahrscheinlich.

Unfälle und Method Actors

Der Dreh fand 1977 im Guerilla-Stil statt: Um Kos­ten zu sparen, wurden nur Mitarbeiter ohne große Filmerfahrung geholt, es gab keine Organisation, keine Genehmigungen, keine Sicherheit. Bereits am vierten Drehtag hatte Stuntkoordinator Grant Page mit Rosie Bailey alias Max’ Ehefrau einen Motorradunfall, sie musste ersetzt werden. Stuntman Dale Bensch flog ein rasendes Motorrad ins Genick – er überlebte nur, weil ihm der Helm zufällig zu groß war und mit Bauschaum aufgefüllt wurde. „Es ist vorbei. Menschen werden sterben“, sagte Miller einmal am Telefon zu Byron Kennedy – und wurde für einen Tag sogar gefeuert. Nebenbei trieben es die für die Motorradgang angeheuerten Schauspieler derb: Das Team um Hugh Keays-Byrne alias Bösewicht Toecutter vollführte Method Acting vom Feinsten, trank viel, schlief wenig und jagte allen am Set Angst ein, einschließlich Hauptdarsteller Mel Gibson. Bereits am ersten Abend fand der damals 21-Jährige in seinem Hotel einen vermeintlich mit Blut geschriebenen Brief vor: „Wir kriegen dich!“ Und nachdem echte Gangmitglieder, die als Statisten angeheuert waren, Grant Page und Hugh Keays-Byrne schlechtes Marihuana verkauften, holten die beiden sich ihr Geld mit ­Pistole und Machete bewaffnet zurück.

Am Ende jedoch zählte das Ergebnis: "Mad Max" war ein wilder Mix aus ­Biker-, Rache- und Copfilm, der dem Publikum das Gefühl gab – so eine Zeitungskritik –, „als würde man von einem Laster überfahren“. Das Abenteuer spielte weltweit satte 100 Millionen Dollar ein, ein Sequel musste her. George Miller setzte erneut auf reale Sets und echte Stunts. „Wir waren ein kleines Stuntteam, so fünf oder sechs Leute“, erklärt der damals erst 21-jährige Stuntman Guy Norris im exklusiven CINEMA-Interview. „Wir haben in drei Monaten die Motorräder designt, gebaut und getestet und dann die Stunts gemacht. Ich fuhr für Mel Gibson und einige andere, ich spielte quasi sieben Figuren. Alle Baddies auf dem Tanklaster am Schluss – das war ich, jeweils mit einem anderen Kostüm.“

Auch in Teil fünf gibt es Auto-Action vom Feinsten

Warner Bros. Entertainment Inc.

Der legendäre Stunt

Mindestens ein Moment aus dieser berühmten Verfolgungsjagd sorgt noch heute für Gänsehaut. Bei einem Cannonball Stunt von Guy Norris gab es eine lebensgefährliche Panne. Er sollte mit dem Motorrad gegen ein stehendes Auto krachen und darüber hinwegfliegen. „Normalerweise nimmst du vorher die Tür aus dem Wagen, stellst eine kleine Rampe von vier, fünf Metern hin, fährst mit dem Vorderrad in den Rücksitz und fliegst über das Dach“, so der heute 59-Jährige. Allerdings handelte es sich um ein leichtes Strandfahrzeug. „Als das Motorrad in den Buggy knallte, hob es ihn in die Luft, und ich prallte dagegen.“ Norris machte drei Überschläge – im Film zu sehen – und brach sich einen Oberschenkel.

Der für viele Fans als schwächster Film geltende dritte Teil "Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel" (1985) verzichtete weitgehend auf Autojagden. Millers Wille zu realen Requisi­ten wurde zumindest für einen unangenehm: Alle Knochen im Film sind echte Schweine-Gebeine, die ein armer Praktikant Tag für Tag auskochte. Zudem waren Cast und Crew für George Miller unkontrollierbar: Mel Gibson trank täglich zum Frühstück ein Sixpack Bier, und das Team nahm neben Alkohol auch Amphetamine und Kokain zu sich und raste betrunken mit den Filmautos herum.

George Miller – Das Regie-Genie

Ab in die Einöde: Vollgas für "Mad Max"! (1)

Geboren am 3. März 1945 als Kind griechischer Vorfahren, arbeitete George Miller zunächst als Notarzt in Sydney. Als Gewinner eines Nachwuchs-Wettbewerbes durfte er 1971 einen Filmkurs der Universität Melbourne belegen und lernte dort Byron Kennedy kennen. Die beiden wurden ein kongeniales Kinopaar: Miller der Visionär, Kennedy der Macher hinter den Kulissen, der aber auch viele irre Ideen zu den ersten beiden "Mad Max"-Filmen als Produzent beisteuerte. Byron Kennedy starb 1983 bei einem Unfall mit seinem eigenen Hubschrauber. Nach dem dritten "Mad Max"-Film – in dem auch Schweine eine große Rolle spielen – produzierte Miller "Todesstille" (1989, mit Nicole Kidman) und drehte in Hollywood "Die Hexen von Eastwick" (1987, mit Jack Nicholson) sowie "Lorenzos Öl" (1992, mit Nick Nolte). Während eines Langstreckenflugs sah er im Bordprogramm eine Doku über Schweine – und das brachte George Miller auf die Idee zu "Ein Schweinchen namens Babe" (1995, Fort­setzung 1998). Es folgte der Animationsh*t "Happy Feet" (2006, Fortsetzung 2011) und schließlich "Mad Max: Fury Road" (2015). Der 75-Jährige gewann 2007 den Oscar für den besten Animationsfilm und war noch fünfmal nominiert: zweimal für das Beste Drehbuch, zweimal für den Besten Film und einmal für die Beste Regie.

Neuer Ansatz für das Comeback

Dreißig Jahre sollte es dauern, bis George Miller nach dieser Erfahrung den vierten und bisher besten Teil "Mad Max: Fury Road" (2015) ins Kino brachte. Er arbeitete diesmal komplett anders, statt mit einem Drehbuch begann er ausschließlich mit Storyboards. „Ohne die Zeichnungen hätten wir nie ein ­Konzept gehabt“, sagt Comic-Künstler Mark Sexton im Buch "The Art of Mad Max: Fury Road" (2015). „Es ist unglaublich schwer, Action in ein Skript zu bringen, denn du bekommst die kinetische Qualität der Szenen nicht hin.“ So setzte sich Miller in seinem Fury-Road-Raum auf einen Stuhl, schloss die Augen und ließ seinen Visio­nen über Jahre freien Lauf. Drei Mitarbeiter, unter ihnen Sexton, saßen dabei, warteten auf Millers Inspiration und zeichneten die Storyboards – insgesamt 3.500.

Aufgrund der in den letzten Jahrzehnten eingeführten Sicherheitsbestimmungen war der Dreh von Teil vier in Namibia nicht mehr wirklich lebensgefährlich, aber es war noch immer alles echt. „Normalerweise waren täglich siebzig Stuntmen am Set“, so Guy Norris, bei "Fury Road" zum Stunt­koordinator aufgestiegen, im Interview mit CINEMA. „Wir hatten aber auch mal 150 an einem Tag. Das ist die höchste ­Anzahl an Stuntmen und an Stunts in der Geschichte des Kinos. Da gab es keine digitalen Doubles, keine digitalen Verbesserungen.“ Guys Sohn, der damals 17-jährige Stuntman Harrison Norris, erzählt: „Ich bin achtmal in Fury Road gestorben. Ich kämpfte auf dem War Rig, war Kanonenschütze auf dem Benzinlaster, der am Ende explodiert, rannte durch die Zitadelle von Immortan Joe und jagte Max – und natürlich hing ich an den Polecats.“ Dabei handelte es sich um sechs Meter lange, biegsame Stangen auf den Wagen der War Boys. „Wir mieteten zunächst ein Lagerhaus und bauten eine fest verankerte Version der Pfähle“, so Harrison Norris. „Wir trainierten, wie man da rauf- und runterläuft und wie man schwingt – inspiriert von der Akrobatik des russischen Staatszirkus. Das dauerte Monate, aber wir haben es geschafft.“

"Premake": Virtuelle Produktion

Testweise wurde in "Mad Max: Fury Road" das PROXi-System für Pre-Visualisation eingesetzt, also eine Vorabversion der Action. Dabei wird vor dem Dreh eine 3D-Version der entsprechenden Szene im Computer erstellt, um grob zu sehen, wie sie später aussieht. Aus diesem PreVis-System entwickelten Guy Norris und sein Sohn Harrison ein Programm, in dem alle Inhalte einer Szene (Schauspieler, Kamera­standpunkt und -bewegung, Licht, Kostüme) enthalten sind.

Miller vs. Warner

"Mad Max: Fury Road" überraschte mit Einnahmen von 370 Millionen Dollar und insgesamt sechs Oscars, u. a. für Produktionsdesign und Schnitt. Einem fünften Film stand nichts im Weg, doch gab es eine Auseinandersetzung zwischen Miller und dem Verleih Warner über das Thema Geld. Der Regisseur verlangte die Auszahlung eines Bonus von sieben Millionen Dollar, weil er bei Kosten von 154,6 Millionen Dollar unter der vereinbarten Marke von 157 Millionen geblieben sei. Warner dagegen errechnete Kosten von 185,1 Millionen. Das Ganze wurde erst diesen Februar geklärt. Aber wie geht es jetzt weiter?

Zunächst einmal hat Tom Hardy einen Vertrag für drei weitere Filme, das Franchise kann also am Ende sieben Teile umfassen. Während der Wartezeit hat George Miller Drehbücher zu zwei Filmen beendet. Gerüchten zufolge wird der nächste Film, Arbeitstitel "Mad Max: The Wasteland", ein Jahr vor "Fury Road" spielen. Dabei muss sich Miller an keinerlei zeitliche Reihenfolge der Filme halten. „Ich könnte nicht einmal die Chronologie der ersten drei Teile herausarbeiten“, sagte er 2015 dem Onlineportal fandango.com. Millers Trick: Seit "Der Vollstrecker" werden die Mad-Max-Storys als Mythos erzählt, d. h. aus der – möglicherweise bewusst oder unbewusst falschen – Sicht einer dritten Person. In Teil zwei war es der kleine Junge; in Teil drei das Mädchen Savannah; und in Teil vier wird am Ende der Satz eines Geschichtsschreibers eingeblendet: „Wohin sollen wir gehen, wir, die diese Wüste durchwandern auf der Suche nach unserem besseren Selbst?“ Miller ist also frei in der Gestaltung des Inhalts. Sicher hält er sich an gewisse Figuren-Entwicklungen: Frauen wurden im Laufe der Reihe immer wichtiger – und immer stärker. Max’ Frau ist in Teil eins nur Opfer, mit der Warrior Woman gibt es in Teil zwei die erste echte Fighterin – die allerdings stirbt –, in Teil drei mit Aunty Entity eine starke Gegenspielerin und in Teil vier mit Imperator Furiosa eine Frau, die sogar noch stärker als Max wirkt. Max selbst war am Ende von Teil eins alles an­dere als ein Held, George Miller beschrieb ihn in Interviews als „Monster“. In Teil zwei war er der klassische, schweigende Hollywood-Heros, Teil drei zeigt Max als eine Art Jesus in Leder. Mit Tom Hardy als Hauptdarsteller wurde Max nun sogar etwas wunderlich. Ihn plagen Visionen von einem dunkelhaarigen jungen Mädchen, das ihn fragt „Wo warst du?“ und das offensichtlich von Immortan Joes Männern zu Tode gefahren wurde.

"Premake": Polecats

Ab in die Einöde: Vollgas für "Mad Max"! (2)

Guy Norris war Stuntmanin „Mad Max II – Der Vollstrecker“, sein Sohn Harrison Stuntman in "Mad Max: Fury Road". Die größte körperliche Herausforderung beim Dreh in Namibia waren die von Regisseur George Miller erfundenen Einsätze auf den Polecats: sechs Meter lange, biegsame und an den Autos befestigte Stangen, von denen die War Boys des Bösewichts Immor­tan Joe den Wagen ihrer Gegner Max und Furiosa angriffen.

Die Vorgeschichte zu "Fury Road"

Dies erinnert stark an die Prequel-Comics zu "Mad Max: Fury Road" (2015), in denen die Vorgeschichten von Mad Max, Immortan Joe, dessen Krieger Nux (Nicholas Hoult) und von Imperator Furiosa erzählt werden. Zusätzlich gibt es in den Comics auch eine Story vor "Fury Road", in der Max von einer Frau namens Hope, die ihn in der Donnerkuppel kämpfen sah, gebeten wird, ihre halbwüchsige, dunkelhaarige Tochter Glory zu retten. Die Buzzards aus "Fury Road" hatten Glory bei einem Angriff auf einen Konvoi entführt und in ihre versunkene Stadt verschleppt. Ohne das Ende dieser Comicstory zu verraten: Die junge Glory sieht exakt so aus wie das Mädchen aus Max’ Visionen in "Fury Road" (und taucht auch im gleichnamigen Videospiel von 2015 auf). Ist das der Anknüpfungspunkt für die Story von "Mad Max: The Wasteland"? Mick Broderick, der Autor des Buchs "Trauma and Disability in Mad Max" (2019), sieht dies gegenüber CINEMA ähnlich: „Der nächste Film wird detailliert auf Max’ Halluzinationen und die Geister, die ihn in Fury Road heimsuchen, eingehen“, so der Professor aus Perth. „Als Prequel von Fury Road kann der Film erzählen, wie sich sein Trauma ver­festigt und wie der Green Place, zu dem Furiosa in Fury Road zurückkehren will, vergiftet wurde.“

Weiterhin heißt es, dass George Miller in einem Film namens "Mad Max: Furiosa" die Vorgeschichte der von Charlize Theron gespielten Figur erzählt – allerdings mit einer jüngeren Schauspielerin. „Ich vermute, wir werden sehen, wie Furiosa ihren linken Arm verlor, vielleicht im Verlauf einer epischen Schlacht“, sagt Katie Ellis, Mitautorin von Mick ­Broderick. Könnte es im siebten und letzten Film für Max und Furiosa ein Happy End geben? „Nach dem Mythenforscher Joseph Campbell, der ein großer ­Einfluss auf George Miller ist, muss der Held zurückkehren und sein erworbenes Wissen teilen“, sagt ­Broderick. „Allerdings besteht dabei die Gefahr, dass er zum Tyrannen wird – entsprechende Andeutungen gibt es in den Figuren von Toecutter, Humungus, Aunty Entity und Immortan Joe.“ Mitautorin Katie Ellis ist anderer Meinung: „Ich denke, Max wird immer ein Wanderer bleiben. Aber was ist mit Furiosa? Sie könnte doch eine zweite Aunty Entity werden.“ Ein Kampf Männer gegen Frauen hatte Miller übrigens in einem alternativen Ende von "Fury Road" geplant.

"Premake": Guy und Harrison Norris

Ab in die Einöde: Vollgas für "Mad Max"! (3)

Vater (59, r.) und Sohn (24, l.) arbeiteten mit dem noch nicht kompletten PROXi-System an den Vorabversionen der Action­szenen für die Kinofilme "X-Men: Dark Phoenix" (2019) und "The Suicide Squad" (2021) sowie für den Netflix-Film "Triple Frontier" (2019).

Umsetzung der Vision

Wie die Action der kommenden Filme erarbeitet wird, steht immerhin schon fest. „Wir nutzen die neue Technik der virtuellen Produktion“, verrät Harrison Norris. Der 24-Jährige hat mit seinem Vater das PROXi-­System entwickelt. „Wir produzieren im Computer eine frühe Version eines Kinofilms – bevor es Zeit und Geld kostet“, sagt Harrison Norris. So kann George Miller vor dem Dreh sehen, ob eine Szene seiner Vision entspricht. „Wir haben einen kompletten Set in 3D, in dem alles so funktioniert wie in echt. Als Regisseur kannst du da reingehen und eine Szene filmen, wie du es willst. Du kannst sagen: ‚Licht 2000 Watt bei 128 Grad auf einem zwölf Meter hohen Kran ­sieben Meter entfernt.‘ Und wir können sofort alles ändern und schauen, wie es aussieht.“

Bereits seit 2019 arbeitet Harrison Norris mit dieser revolutionären Technik an neuen Mad-Max-Szenen. „Ich darf nur verraten, dass wir erste Versionen von Sequenzen erarbeitet haben, darunter die wohl vorletzte Szene des Films Mad Max: Furiosa. Unfassbar! Dagegen sieht "Fury Road" aus, als würden ein paar Kinder in der Sandkiste spielen.“

George Miller (I)

Tom Hardy

Charlize Theron

Mel Gibson

Mad Max

Mad Max II – Der Vollstrecker

Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel

Mad Max: Fury Road

Ab in die Einöde: Vollgas für "Mad Max"! (2024)
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